Praktikanten Überlegungen Teil 2

Am Dienstag hatte ich ja über meine Probleme mit der Beschäftigung von Praktikanten berichtet. Nun hab ich mal ein wenig weiter geforscht.

Studenten
An sich wäre ein Student der Sprach- und Geisteswissenschaften für mich optimal. Allerdings muß ich dazu als "Fair Company" zertifiziert werden. Das kostet mich nichts, aber ich muß die Einhaltung gewisser ethischer Regeln zusichern. An sich steckt dahinter eine gut Idee. Aber: ich verpflichte mich damit auch, meinem Praktikanten mindestens 300 € pro Monat zu zahlen.

Das finde ich ein wenig widersprüchlich: einerseits soll ein Praktikum gemäß der Fair-Company Regeln hauptsächlich der Wissensvermittlung dienen und nicht der produktiven Mitarbeit, anderseits soll ich ihm aber verpflichtend etwas zahlen. Heißt das, ich soll ihn ausbilden und dafür noch bezahlen?

Wenn ich mir so vorstelle, was ich einem Praktikanten zeigen und erklären muß, und was er dann machen soll, dann bin ich mir nicht sicher, ob er im ersten Monat produktiv einen Gegenwert von 300 € leistet. Normalerweise wird er das tun, aber es bleibt die nicht geringe Chance, dass er das nicht schafft. Im zweiten und dritten Monat sollte das passen, wenn der Praktikant nicht gerade außergewöhnlich begriffsstutzig ist. Sicher sein kann ich nicht.

Mein Risiko beträgt also mindestens 300 €, wenn ich einen Studenten als Praktikanten einstelle.

Und das ist eigentlich noch untertrieben, denn meine eigene Arbeitszeit für seine Einarbeitung hab ich noch nicht berechnet...

Ein klarer Vorteil der Studenten ist aber, dass ich sie weder bei der Berufsgenossenschaft versichern muß, noch Steuern auf das Entgelt bezahlen muß. Die min. 300 € zählen nämlich als Gratifikation und nicht als steuerpflichtiges Einkommen. Eine Sonderregelung für Studenten.

Nicht-Studenten
Auf der anderen Seite kann ich einen Nicht-Studenten jederzeit ohne weitere Vorraussetzungen bei mir ein Praktikum absolvieren lassen. Allerdings muß ich den bei der Berufsgenossenschaft versichern, was mich, wenn ich mich recht entsinne, um die 50 € pro Monat kostet. Zudem muß ich ein eventuelles Entgelt ganz normal versteuern. Bis 400 € wären das dann etwa 30 % oben drauf.

Eine Beispielrechnung:
Vergütung: 0 € --> Kosten: 50 € p.M.
Vergütung: 100 € --> Kosten: 180 € p.M.
Vergütung: 200 € --> Kosten: 310 € p.M.

Fazit
Bis zu einer Vergütung von knapp 200 € ist ein nicht-studentischer Praktikant günstiger, aber in jedem Fall aufwändiger (Bürokratie Berufsg.). Ab 200 € Vergütung ist ein Student günstiger und praktischer.

Ob ein nicht-studentischer Praktikant weniger produktiv oder aufwändiger zu betreuen ist oder nicht, lasse ich mal dahingestellt...

So. Das muß ich erstmal sacken lassen...



    Kommentare
    #1 Horst am 01/07/10 um 11:54
    Ich glaube du solltest es lassen. Alleine schon die Tatsache, dass du Produktivität und Kosten/Nutzen für einen Praktikanten berechnest zeigt, dass du keinen beschäftigen solltest.

    Allein dein Satz "Denn Arbeit habe ich mehr als genug und um vorwärts zu kommen und mein Unternehmen zu festigen, muß ich noch ein wenig weiter expandieren. Aber einen Mitarbeiter kann ich noch nicht bezahlen." ist schon ziemlich frech, wenn du mich fragst. Einerseits möchtest du dich nicht an der "Generation Praktikum" beteiligen, andererseits machst du genau das falsch, was alle anderen auch falsch machen: Billige Arbeitskräfte suchen!
    #1.1 Ansgar Offermanns am 01/08/10 um 12:59
    Als Unternehmer muß ich immer überlegen, ob ich mir etwas leisten kann oder nicht und was mir eine Aktion bringt. Daran kann ich nichts falsches Erkennen. Würde ich das nicht tun, wär ich schon längst pleite.

    Und es ist m.E. ein großer Unterschied, ob ich mir wie etliche Unternehmen einen Praktikanten hole und ihn dann mit monotonen Fleißaufgaben ausbeute, oder ob ich ihm, so wie ich es beabsichtige, was beibringe und nebenbei davon etwas profitieren möchte.

    So viel weiß ich mittlerweile sicher: ein Praktikant hätte es sicherlich bei mir nicht schlecht. Zumindest wesentlich besser als in vielen anderen Unternehmen.

    Würde ich alleine billige Arbeitskräfte suchen, so würde ich die Arbeit einfach auf MyH*mmer ausschreiben...

    Ein Praktikant ist ja auch nicht wirklich billig. Er kostet wenig Geld. Rechnet man aber den Zeitaufwand, also meine geopferte Arbeitszeit auf, so kostet er schon einiges an Resourcen. Und es fällt mir im Moment eben noch leichter, ein wenig Zeit zu investieren und möglicherweise zu verlieren, als Geld in die Hand zu nehmen.

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