Kränkelnde Blogoshpäre

Eben bin ich über einen Artikel bei Blogschrott über SEO-Trends gestolpert. Eigentlich ist der Titel ziemlich irreführen. Denn es geht nicht um neue Trends in den Arbeitstechniken der SEO, sondern um Linkbaits per Blog.

Das erinnert mich mal wieder an die große grassierende Krankheit in der (deutschen?) Blogoshpäre: Jeder schreibt von jedem ab und springt auf den nächst-besten Medien-Hype auf.


Natürlich geht es beim Bloggen auch um das Kommentieren von aktuellen Ereignissen. Und der Ereignishorizont darf da auch nicht eingegrenzt werden. D.h. jeder kann und sollte über das schreiben was er will.

Copy Kills

Aber es gibt einen deutllichen Unterschied zwischen Copy & Paste & Umformulieren und dem Kommentieren, dem Ausdrücken der eigenen Meinung.

Wie viele Blogeinträge sind zu einer Standardmeldung ohne eigenen Gehalt degeneriert? Oder etwa zu bloßen Link-Hinweisen? Wo ist da die eigene Meinung hin?

In dem kurzsichtigen Wahn nach Ruhm & Traffic opfern zu viele Blogger ihre Identität und Eigenständigkeit.

Traffic-Wahn Kills

Natürlich ist man als junger und aufstrebender Blogger an Traffic interessiert. Klar: die neu entdeckte Entfaltungsmöglichkeit muß und soll von anderen wahrgenommen werden. Dieses "sich anderen mitteilen" ist ja ein Kern des Bloggings.

Aber indem man ohne Sinn und Verstand jeden Hype nutzt, nur um mal kurz ein wenig Traffic zu bekommen, in diesem Moment verkauft man die teure Meinungsfreiheit der Blogger zum Dumping-Preis. Prostitution. Blogger prostituieren sich gegenüber der hype-geilen Masse.

Erschreckend und bedenklich ist auch, dass Yannik dieses Hype-LinkBaiting auch noch als Traffic-Tipp für junge Blogs empfiehlt. Dabei kann ein Blog doch nur langfristig Bestand haben, Gehör und Beachtung finden, wenn es einen eigenen Charakter entwickelt und in irgendeiner Form einen Mehrwert bietet. Sei es an praktischen Tipps oder an rein gedanklich anregendem Input.

Erfolgreiche Blogs

Ich erinnere an dieser Stelle an meinen Artikel von gestern bzgl. der wundersamen Blogcharts. Denn selbst in den "offiziellen" Top 100 deutschen Blogs sind mal ins Blaue geschätzte 30% von der CopyCat-Krankheit befallen. Und sowas nennt man dann erfolgreiches Bloggen.

Natürlich gibt es auch positiv Beispiele in den Charts: der Robert schafft es, zu aktuellen Themen zu bloggen und dabei trotzdem seine Identität zu wahren. Denn er folgt zwar Hypes, aber übernimmt nicht einfach die Meldungen, sondern nutzt sie nur als Aufhänger und bringt dann eigene Inhalte, Meinungen, Mehrwert. Zumindest meistens... dem Fussball-Wahn kann er sich ja leider auch nicht entziehen. ;-)

Noch ein ganz anderes Kaliber sind da sicherlich die Nachdenkseiten. Wo sonst bekommt man so viel Hintergrund-Info und fundierte Kommentare des politischen Geschehens? Steht aber nur auf Platz 31.

Blogsterben

Ich sage hiermit ein Blogsterben der CopyCat-Blogs vorraus.

Oh nein: sie werden nicht aussterben. Es wird immer Blogger geben, die den CopyCat-Weg gehen. Allein: die meisten von ihnen werden keinen Bestand haben.

So bleibt die Hoffnung auf eine langsame Bereinigung der deutschen Blogosphäre.

Und es werden die Blogs überleben, die konstant ihre Identität wahren.

    Trackbacks
    Kränkelnde Blogosphäre
    Kommentar zum Thema Hypes, Linkbait und CopyCat als Krankheit der deutschen Blogosphäre.
    Weblog: Webnews.de
    Aufgenommen: Jun 13, 08:25

    Kommentare
    #1 Claudia am 06/16/08 um 10:25
    "Erschreckend und bedenklich ist auch, dass Yannik dieses Hype-LinkBaiting auch noch als Traffic-Tipp für junge Blogs empfiehlt."

    Mit 15 ist es halt noch ein absolut obergeiles Gefühl, wenn es gelingt, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen - auch wenn das mit hohlen Tricks passiert und nur zeigt, dass man keine eigenen Interessen hat und nicht recht weiß, was anfangen mit dem angestauten KnowHow.

    IDENTITÄT will erst mal gewonnen sein... mit 15 heißt es noch "dabei sein ist alles" und nicht "wer bin ich?".

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